Das ist auch selten: Stau
auf dem Heidelberger Weg! Das hohe Verkehrsaufkommen auf der Brücke
zwischen der Spargelgemeinde Reilingen und dem Hohen Stein kulminierte
zu einem gehörigen Massenaufkommen auf dem Waldfestplatz, wo die
wartende Menge sich bei Musik, kulinarischen Genüssen und fröhlichem
Geplauder zusammenballte.
Was klingt wie die
Katastrophenmeldung im Rundfunk ist eine Tradition, die bislang nur
Corona durchbrechen konnte: Das bereits legendäre Waldfest des
Musikvereins "Harmonie" zog am Sonntag und vor allem am Maifeiertag
Hundertschaften in den Forst – Kinderwagen, Fußgänger, ein paar Autos
auch und vor allem unzählige Fahrradausflügler nutzten das verlängerte
Wochenende, um mit den vielen Helfern des Musikvereins zusammen zu
feiern.
Eine wahre Begegnungsstätte
Gemeinsam war es wie ein
– sehr großes – Familienfest: Das Zusammenkommen, das Wiedersehen, das
Plaudern, Lachen und gemeinsam fröhlich sein, ist, was die
Kultveranstaltung ausmacht. Und die zahllosen Besucher machten dem
etwas sperrigen Verwaltungsnamen der "Bürgerbegegnungs- und
Veranstaltungsstätte am Waldfestplatz" alle Ehre: Da wurde sich
begegnet auf Teufel komm raus. Und das gleichzeitig zu einer
Veranstaltung: Sieben Musikgruppen gaben sich an zwei Tagen ein
Stelldichein, um ihre musikalische Freundschaft zur "Harmonie" zu
bestärken und die Gäste bei Laune zu halten.
Der Musikverein
Oftersheim machte unter der Leitung von Erik König am Sonntag zum
Frühschoppen den Opener, viel Jugend bot der Spielmannszug der
Freiwilligen Feuerwehr Reilingen (Leitung: Daniel Wendlik) auf, um für
den Mittag an den Musikverein Kirrlach mit Karl Benz den Stab
abzugeben. Die etwas mehr als 20 Musiker der Brassband des Fanfarenzugs
der Rennstadt Hockenheim gaben zusammen mit ihrem Leiter Benjamin Wolf
zum Nachmittag Musik, die zum Verweilen einlud – und die nachwirkte
noch lange nach dem letzten Ton.
Den Maifeiertag läutete
der Namensvetter aus der Vier-Sterne-Gemeinde ein: Der Musikverein
"Harmonie" unter der Leitung von Thomas Sturm begrüßte die schon zum
Frühschoppen zahlreichen Besucher, die über Mittag einen Ansturm
veranstalteten, der sich gewaschen hatte – im Summen der launigen
Unterhaltungen ging dabei selbst der mitgliederstarke Musikverein
"Einheit" Rheinhausen (Leitung: Robert Sommer), der in langer Tradition
in Reilingen spielt, bisweilen etwas unter. Den Kehraus – bei
Sonnenschein, der das wolkenverhangene Wochenende förmlich krönte –
gaben die Instrumentalisten der Musikkapelle St. Leon-Rot unter der
Leitung von Alexander Fieres.
Das Waldfest der
"Harmonie" war damit wieder einmal ein voller Erfolg – sichtlich stolz
schaute der Vorsitzende Richard Hartmann auf seine rund 60 Helferinnen
und Helfer, die seit dem Samstag den Waldfestplatz in eine Partymeile
verwandelt haben, damit Steaks, Feuerwürste und Getränke überhaupt zu
hunderten an Frau und Mann gehen konnten.
Staffelholz sucht Abnehmer
Dass so etwas noch
gelingt, dass Feste dieser Art überhaupt noch möglich sind, liegt am
Gemeinsinn, dem sich immer noch ausreichend viele verschrieben haben.
Von denen allerdings einer Mahnung gleich viele inzwischen auch graue
Haare bekommen haben. Weshalb gerade die perfekte Stimmung des
Waldfestes eine Mahnung an die jüngeren Generationen sein kann: Wenn's
weiter zünftig zugehen soll, dann werden alle gebraucht – vor und
hinter dem Tresen.
Zumindest als Gäste
unterstützen kann man die Gastvereine bei ihren anstehenden Festen –
und die "Harmonie", die mit der Bewirtung vollauf beschäftigt war, dann
selbst hören: Am Sonntag, 18. Juni, ab 11.30 Uhr beim Fanfarenzug
Hockenheim und um 16 Uhr beim Musikverein St. Leon-Rot, am Samstag, 8.
Juli, ab 15.30 Uhr beim Spielmannszug Reilingen zum Familiennachmittag
des "Sommerrock", wo es wohl wieder hoch hinausgehen wird, und am
Sonntag, 9. Juli, ab 17 Uhr beim Musikverein "Einheit" Rheinhausen.
Bericht von Matthias H. Werner aus
"Schwetzinger Zeitung" vom 3. Mai 2023
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