Die
musikalische Vielfalt seines Orchesters wollte er zeigen – keine
geringere Zielmarke hatte Dirigent Peter Ehringer für das Konzert
des Musikvereins Harmonie (MV Harmonie) am Sonntagabend ausgegeben.
Umgesetzt hat der Dirigent, der das Orchester 2017 von seinem Vater
übernommen hatte, dies mit einem rund zweistündigen Musikprogramm,
das traditionelle Marschmusik, moderne Varianten der Polka und
Medleys zu zeitgenössischen Stilen zusammenführte und in einer
bemerkenswert spannenden Weise miteinander verwob.
Vor Ehringer hatte dessen
Vater Willi,
der in der hiesigen
Musikwelt eine Legende ist, den Klangkörper 55 Jahre nach seinen
Vorstellungen geformt und seinem Sohn vor zwei Jahren ein Orchester
übergeben, das an Tanz- und Unterhaltungsmusik bestens gewöhnt war
– hervorragende Voraussetzungen für den umtriebigen
Unterhaltungsmusiker, der diese Tradition nur eine Generation jünger
fortsetzen kann und wird, wie das Publikum, das die abgetrennten
Fritz-Mannherz-Hallen gut füllte, beruhigt und mit spürbarer Freude
feststellen konnte. Zumal Willi Ehringer ebenfalls auf der Bühne zu
entdecken war: Der begnadete Trompeter spielt seit einigen Wochen
wieder aktiv mit und unterstützt das bestens aufgestellte Register.
Wie beim letzten großen Konzert vor zwei Jahren hat man sich wieder
den Advent ausgesucht, diesmal aber die Kirche mit der Festhalle
getauscht, um ein breiteres Repertoire bieten zu können.
Zum Mitwippen und Mitsummen
Den Opener wählten
Ehringer und seine
Musiker ganz traditionell:
Mit "Unter dem Doppeladler" gab man einen schmissigen,
leichtfüßigen Marsch, der ein Programm eröffnete, das Unterhaltung
auf spritzige und zugängliche Art garantierte – zum Mitwippen,
auch zum Mitsummen bisweilen. Dass dabei weder das erste, noch alle
anderen Stücke, allenfalls nach "von Josef Franz Wagner" oder "von
Martin Scharnagel" klangen, dürfte ein Charakteristikum des
MV Harmonie sein; Peter Ehringer passt alle Stücke auf eine
charaktervolle und prägnante Art an sein Orchester und vor allem an
sich an.
So mag manch einer wie
der herausragende
Trompeter selbst "Elisabeth-Serenade" bei der Hochzeit von Prinz Harry
und Meghan
Markle gehört haben – in der Harmonie-Variante klang Ronald Binges
schmelzendes Beispiel für die "British Light Music" trotz der
zart feierlichen Trompetensoli, die in ein reich akzentuiertes Kleid
gehüllt waren, beispielsweise eher nach dem angekündigten
swingenden Big-Band-Sound eines Glenn Miller. Wie überhaupt diese
Ausprägung der Musik sich bis zum Schlussstück, mit dem Ehringer
und seine Instrumentalisten dem großen Swing-Star und seinem
unvergesslichen "In the Mood" die Ehre erwiesen, wie ein roter
Faden durchzog – keineswegs langweilig, sondern immer als ein
spannender Grundton.
So gab der Musikverein
Harmonie "My
Dream" von den "Fegerländern" – mit einem atemberaubenden Solopart
Ehringers,
der sich einmal mehr als der ultimative Herr über das Instrument
präsentierte, bei dem jeder Ton eine Offenbarung ist.
Solisten zeigen großes Potenzial
Aber auch andere Solisten
zeigten das
große Potenzial des
Orchesters, dessen Betreuung seit fünf Dekaden in der Hand
herausragender Trompeter liegt: So gab sich mit dem
"Frank-Sinatra-Hit-Medley" Renate Hartmann als Saxofonistin die
Ehre und Sohn Alexander Hartmann, der inzwischen bei der Bigband der
Bundeswehr und damit bei einem der gefeierten Showorchester der
Republik spielt, mit "Children of Sanchez", mit dem der
Jazz-Flügelhornist Chuck Mangione einen Grammy gewann, eine
Kostprobe seines unglaublich weichen, vollmundigen Tons, der neben
tonaler Perfektion vor allem über einen beeindruckenden Körper
verfügt.
Ovationen und ein
kräftiger
Schlussapplaus haben gezeigt, dass
Ehringers Plan aufgegangen ist: Einen Abend zu bieten, der das
Publikum auf dem Nachhauseweg mit freudiger Miene ein "War des
widder schä" konstatieren lässt.
Bericht von Matthias H. Werner aus "Schwetzinger Zeitung" vom
04.12.2019
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