Es herrschte eine
ganz besondere Stimmung am Sonntag in der voll besetzten katholischen
Kirche St. Wendelin. Schließlich war das Konzert des Musikvereins
"Harmonie" mit Spannung erwartet worden. Dirigent Peter Ehringer war es
auch, der die Moderation übernahm und mit interessanten Informationen
und Geschichten die Musikstücke und ihre Komponisten dem Publikum
vorstellte.
Für diesen Abend kündigte
er überraschend neue Klangerlebnisse an – und hatte damit nicht zu viel
versprochen. "Das Programm", sagte Ehringer, "hat kein Thema und auch
kein spezielles Motto, es folgt dem einen Grundsatz: Musik, die Spaß
macht." Trotzdem konnte ein roter Faden ausgemacht werden: Das
Repertoire, das einen Bogen von klassischen Stücken bis hin zu
groovigen aus dem Bereich der Popmusik schlug, vermittelte Sehnsucht
nach Frieden und gleichzeitig ein Gefühl des Aufbruchs.
Begeisterung von Anfang an
Alle Stücke hat Ehringer
selbst für das Orchester, das sich unter seiner Leitung in blendender
Verfassung zeigte, bearbeitet und arrangiert. Dafür dankte ihm am Ende
der Vorsitzende Richard Hartmann und allen, die dazu beigetragen haben,
dass dieses Konzert zu einem besonderen Erlebnis wurde.
Begeisterung löste das
Orchester schon zu Beginn mit dem "Krönungsmarsch" von Peter Iljitsch
Tschaikowsky (1840 bis 1893) aus. Komponiert aus Anlass der Krönung des
Zaren Alexander III. ist der Marsch eine der besten
Widmungskompositionen aller Zeiten. Dem Orchester gelang es, den
Melodienreichtum, die sorgfältige Instrumentierung und den
musikalischen Gehalt der Komposition souverän deutlich zu machen. Der
Beifall fiel dementsprechend enthusiastisch aus.
Zu repräsentativen
Zwecken eignet sich der prächtige Klang der "Feuerwerksmusik" von Georg
Friedrich Händel (1685 –1759), die ebenfalls eine Hymne für den Frieden
ist. Das Ende des Österreichischen Erbfolgekriegs wollte Georg II. im
Londoner Green Park mit bombastischem Feuerwerk und eben solcher Musik
feiern. In den drei Sätzen, Ouvertüre, La Rejoussance und Menuett, die
der Dirigent aus der sechssätzigen Suite ausgewählt hatte, legte das
Orchester viel Leidenschaft und Spielfreude.
Zudem gab es gleich zwei
Solisten an der Trompete zu erleben. Alexander Hartmann und Christian
Ehringer entlockten ihren Instrumenten herrlich strahlende Töne.
Hervorragend dosierte der Dirigent dabei die Lautstärken und zeichnete
die Spannungskurven dieser Komposition eindrücklich nach, während die
Musiker am Ende das grandios Festliche hörbar machten.
Die Funken sprühen
Der Gedanke der
Völkerverständigung ist auch im glanzvollen „Te Deum“ von Marc-Antoine
Charpentier (1643 bis 1704), das folgte, enthalten. Im 17. Jahrhundert
wurde es zu Siegesfeiern und öffentlichen Jubelanlässen herangezogen.
Bekannt ist es heute als Eurovisionsmelodie, die von den Bläsern mit
emotionaler Dringlichkeit dargeboten wurde.
Aber auch "Heal the
World", die Popballade von Michael Jackson (1958 – 2009), ist ein
Appell, die Welt zu heilen und sie zu einem besseren Ort zu machen.
Dieses Lied wie auch der Erfolgssong "(Everything I Do) I Do It for
You" von Bryan Adams (*1959) riss das Publikum vor Begeisterung ebenso
von den Bänken wie das Medley aus dem gleichnamigen Film "König der
Löwen" in einer wunderschönen Blasorchester-Bearbeitung. Dabei machte
der Dirigent auf Perkussionist Charly Cole aufmerksam, der mit
unglaublicher Virtuosität auf seinem beachtlichen Arsenal an
Schlaginstrumenten nur so die Funken sprühen ließ.
Zugaben eingefordert
Momente von betörender
Schönheit und emotionaler Dichte ergaben sich, als die ausgezeichnete
Sängerin Ingeborg "Bo" Schmich ans Mikrofon trat. Wie sie "Hallelujah"
des kanadischen Singer-Songwriters Leonard Cohen (1934 bis 2016)
packend, mit persönlichem Timbre interpretierte, das zarte Geflecht von
"Gabriellas sång" aus dem schwedischen Film "Wie im Himmel" zu
gestalten vermochte oder die Zugabe "Amazing Grace", das war schlicht
ergreifend. Ihren Auftritt wie auch den des Musikvereins "Harmonie"
feierte das Publikum mit stehenden, lautstarken Ovationen, die erst
nach der zweiten Zugabe, "Tochter Zion", verebbten.
Bericht von Maria Herlo aus "Schwetzinger
Zeitung" vom 9. Dezember 2017
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